... und warum du trotzdem den Overlockstich an deiner Nähmaschine vergessen kannst
Bevor wir ins Detail gehen:
Was ist überhaupt eine Overlockmaschine? Was kann die, was eine normale Nähmaschine nicht kann?
Im Gegensatz zu einer normalen Nähmaschine kann die Overlock-Maschine nur einen einzigen Stich: den Overlock- oder auf Deutsch den Überwendlich-Stich. Der ist ganz praktisch zum Versäubern von Nahtzugaben oder zum Nähen von Jersey, wo sich die Ränder immer so aufrollen.
Gleichzeitig werden die Kanten mit einem Messer abgeschnitten. Das gibt schöne Nahtzugaben, aber du kannst immer nur am Rand entlang nähen, nicht mitten im Stoff.
Deshalb kann eine Overlock-Maschine nie eine normale Nähmaschine ersetzen.
In der Industrie wird die Overlocknaht häufig eingesetzt, weil sie einen entscheidenden Vorteil hat: Man braucht keinen Unterfaden und keine Spulen. Alle Fäden laufen von oben in die Maschine und man sieht sofort, wenn der Garnvorrat schwindet. Kein häufiges Spulenwechseln bedeutet weniger Zeitverlust, und time is money. Und natürlich weil sie in einem Arbeitsgang zusammennäht und versäubert. Das ist schon ganz nice.
ABER:
Lohnt sich die Anschaffung auch für eine Hobbyschneiderin? Ich behaupte: nicht unbedingt. Jedenfalls nicht am Anfang, wenn du nur ab und zu nähst, oder wenn du nicht ausschließlich Jersey verarbeitest. Es gibt auch andere Techniken, mit denen du schön versäuberte Nähte hinbekommst. (Und auch Jersey kannst du mit der normalen Nähmaschine nähen.)
Hier sind die Vor- und Nachteile einer Overlockmaschine in der Übersicht:
Vorteile
Nachteile
Ich finde, da kommen schon ganz schön viele Nachteile zusammen. Was also tun?
Hier sind fünf Vorschläge, wie du auch ohne Overlockmaschine schöne Nähte und ein schönes Innenleben für deine selbstgenähte Kleidung hinbekommst:
- 1die Rechts-Links- oder Französische Naht
- 2die Kappnaht
- 3der normale Zick-Zack-Stich
- 4die Nahtzugabe mit Schrägband einfassen
- 5Bei komplett gefütterten Teilen müssen die Nähte gar nicht versäubert werden (außer der Stoff franst sehr stark aus).
Auf die einzelnen Techniken werde ich heute nicht weiter eingehen. Aber das kommt schon noch, keine Sorge!
Und was ist mit dem Overlockstich der normalen Nähmaschine? Ist das keine Alternative?
Wie oben schon erwähnt, für mich ist das keine Option. Schlicht und einfach deshalb, weil es mir viel zu langsam geht. Für einen Stich muss die Nadel drei- oder viermal oder sogar noch öfter rauf und runter (je nachdem welche Stichvariante), und das dauert mir zu lange. Da schlafe ich beim Nähen ja ein. Egal wie schön Nahtbild auch aussieht, da bleibe ich beim Versäubern mit Zick-Zack.
Aber jetzt die Gretchenfrage:
Was ist mit dir, Sabine? Hast du eine Overlock?
Ja, hab ich. Und ich ich auch sehr froh darüber. Ich will ehrlich sein und nicht Wasser predigen und Wein trinken. Wenn du das Geld, den Platz und die Geduld hast, dich mit der Maschine auseinanderzusetzen, dann ist eine Overlock-Maschine ein tolles Ding.
Mein Ziel mit diesem Beitrag ist es zu zeigen, dass es auch Alternativen und Workarounds gibt, und dass sich niemand grämen muss, keine Overlockmaschine zu besitzen. Wenn man sich so durch die Online-Nähwelt liest, kann leicht der Eindruck entstehen, dass es ohne Overlock nicht geht. Und das stimmt nicht.
In den nächsten Beiträgen werde ich euch zeigen, wie es auch ohne Overlocknaht schön aussehen kann. Also: komm wieder vorbei, es lohnt sich!
P.S.: Wie man eine Overlocknaht auftrennt, habe ich in diesem Beitrag schon mal gezeigt: Nie wieder lästige Fadenschnipsel beim Auftrennen!
Was ist mit dir? Besitzt du eine Overlock-Maschine? Überlegst du eine zu kaufen? Kennst du vielleicht noch weitere Vor- und Nachteile? Dann schreib mir!
[…] versprochen zeige ich heute die erste von zwei tollen Nähten, für die du keine Overlock-Maschine brauchst. […]